Schöpfungswerkstatt

Schöpfungswerkstatt

Selbstreflexion und Ausprobieren


Wir laden Sie in unsere „Schöpfungs-Werkstatt“ ein – Zum gemeinsamen experimentieren und austauschen. Wir liefern unterschiedlichste Beiträge und Fallbeispiele aus der Praxis zu den Themen Persönlichkeitsentwicklung, Leadership und Teams, Werte und Kultur. Mit dem Ziel, geistigen Gewinn und Anregungen für Ihren beruflichen Alltag zu erzielen. Erwachsene möchten in der Regel auf schon vorhandenem Wissen aufbauen. Wir lernen besonders durch Selbstreflexion und Ausprobieren! Ihre Erfahrungen und Praxiswissen bilden die Grundlage. Starten wir gleich los!

Ein möglicher Lösungsweg für Praxisbeispiel 1 - Spezialhotel in den Bergen

Nachfolgeplanung, Führungskompetenzen, Kommunikation, Konflikte

 Lieber Hüter des Clans,

lassen Sie mich mit einer Anekdote starten: Die Hagenbichlers haben einen 4-jährigen Sohn namens Tobias. Er ist fesch und intelligent, aber er kann nicht sprechen. An einem Sonntagmorgen sitzt die ganze Familie am Frühstückstisch, als Tobias plötzlich sagt: "Der Zucker fehlt!" Die Mutter fällt fast vom Sessel: "Aber Tobias, du kannst ja reden! Warum hast du denn die ganze Zeit kein einziges Wort gesagt?" Daraufhin Tobias: "Bis jetzt hat ja auch alles gepaßt!"


Offensichtlich war in ihrer Familie über lange Zeiten Harmonie wie selbstverständlich - und auch die Voraussetzungen dafür haben sie offenbar ganz selbstverständlich erbracht. Diese Harmonie ist nun - zumindest teilweise - verloren gegangen. Ihre Frau und Sie machen sich nachvollziehbarerweise tiefe Sorgen um den Familienfrieden, der bis dato offensichtlich ganz von selber da war - und nie hinterfragt werden musste.

Eine große Familie, die gleichzeitig auch noch ein 60 Mitarbeiter-Unternehmen betreibt, bietet mannigfache Ressourcen an Engagement und Kreativität - und die andere Seite der Medaille bietet auch reichlich Gelegenheit für das Auftreten von Meinungsunterschieden sowie abweichenden Werten und Haltungen.

Sie fragen sich vielleicht, ob oder was sie falsch gemacht haben. Sie haben möglicherweise auch schon versucht, mit gutem Zureden die Kinder zum Einlenken und „Vernünftig sein“ zu bewegen. Und nachdem sie feststellen mussten, dass ihre Befriedungsversuche als Eltern die Situation eher noch emotionaler gemacht hat, steigen Sie aus den bisherigen Lösungsversuchen aus - und ver­suchen, ob Ihnen ein externer Blick auf das Geschehen neue Möglichkeiten eröffnen kann, wie Sie den Zustand der Harmonie wieder herstellen können.

Ohne mit Ihnen und Ihren Familienangehörigen persönlich gesprochen zu haben, können hier natürlich nur Annahmen und Hypothesen aufgestellt werden. Ich lade Sie ein, für sich zu prüfen, welche Aussagen bei Ihnen Resonanz in Form von heftiger Zustimmung oder auch heftiger Abwehr auslösen. Aus der Erfahrung in der Arbeit mit Familienunternehmungen kann jedenfalls angenommen werden, dass das Thema Emotionen und Gefühle eine noch größere Rolle spielt.

Offensichtlich hat sich zwischen einigen ihrer Kinder ein Konflikt aufgetan, der sich durch kleine Animositäten und Groll bemerkbar macht. Die bisher als selbstverständlich genommene Harmonie ist plötzlich gestört durch wechselseitig enttäuschte Erwartungen, über die nicht in Ruhe und Gelassenheit gesprochen werden kann. Oft treten die unterschiedlichen Persönlichkeits-Typologien der Kinder im Zuge der Entwicklung nun stärker hervor.

Die Genauigkeitsorientierte stößt sich an der Oberflächlichkeit der Kontaktorientierten. Die Balancebemühte findet die forschen Ansagen der Dominanzorientieren reichlich unangemessen. Beispielsweise. Und wenn die Dynamik der Emotionen von Wut, Traurigkeit und Angst einmal ins Rollen gekommen ist, passieren sehr oft weitere Verletzungen und Enttäuschungen, die eine klärende Begegnung zunehmend unwahrscheinlich machen. Ein Teufelskreislauf.


Wenn man nun die Helikopter-Perspektive einnimmt, sieht man auch, dass neben den stärker zutage getretenen unterschiedlichen Persönlichkeiten auch das Spannungsfeld Unternehmen - Familie stärker zu wirken beginnt. Es gibt viele offene Fragen, die vorher für die Kinder kaum eine Rolle gespielt haben. Welche Rolle nehme ich ein? Habe ich einen angemessenen Platz in der Familie UND im Unternehmen? Wie werden Familieninteressen und Einzelinteressen ausbalanciert? So viele Fragen auf einmal. Und das in einem Zustand emotionaler Anspannung.

Bevor die sachlichen Fragen um Rollen, Verantwortungen und anderen Zukunftsthemen besprochen werden können, braucht es als wichtigste Voraussetzung einen sicheren Rahmen für Begegnungen. Solange für dieses menschliche Grundbedürfnis nicht ausreichend gesorgt ist, wird meist defensiv (Rückzug, Groll, Verteidigung) oder offensiv (Vorwurf, Beschuldigung, Angriff) agiert.

Was können Sie selbst in dieser Situation konkret tun?

  • Führen Sie zunächst jedem Kind ein Einzelgespräch, bei dem sie in erster Linie zuhören. „Was bewegt dich? Was sind deine Gefühle ? Was brauchst du, damit du dich wieder wohl in der Familie fühlst?
  • Vermitteln Sie ihren Kindern, dass sie aktiv daran arbeiten, ein gutes sicheres Klima für offene Gespräche zu schaffen. Das beinhaltet auch die Ansage, dass alle Anliegen und Sorgen gehört werden. Eine schöne Formel im Vorfeld dafür ist: „Niemand ist schuld an den Spannungen, aber jeder ist verantwortlich, zu deren Lösung beizutragen.“
  • Versuchen Sie zuerst selbst, diese spannungsgeladene Situation in erster Linie als Chance für eine neue Harmonie zu sehen. Die alte Harmonie hat nicht mehr gepasst, es darf eine neue Harmonie im gemeinsamen Zuhören gefunden werden.

Fazit: In dem angesprochenen Fall hat sich der Eigentümer dafür entschieden, sich in der Gesprächsführung begleiten zu lassen und in einer gut vorbereiteten Familienkonferenz den Grundstein für eine neue Harmonie zu legen.


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